Nachhaltige ETFs haben sich zu den heimlichen Stars hiesiger Investoren entwickelt. Immer mehr Anlegergelder fließen in nachhaltige ETFs – oder, um genau zu sein, in ETFs, die sich selbst nachhaltig nennen. Weil es keine wirklich zweckmäßige Regulierung dieses Begriffes gibt, erstreckt sich die Bandbreite von sehr hellgrünen ETFs mit ganz geringer Nachhaltigkeits-Dosierung bis zu dunkelgrünen ETFs mit sehr überzeugenden Nachhaltigkeitsstrategien.

Dieser Beitrag liefert Orientierung im Dschungel der nachhaltigen ETFs – oft spricht man auch von „ESG-ETFs“, weil Nachhaltigkeit über die Begriffe Umwelt (E wie Environment), Soziales (S) und Gute Unternehmensführung (G) operationalisiert wird. Er zeigt auf, bei welchen ETFs man wirklich von Nachhaltigkeit sprechen kann und welche eher der Kategorie Greenwashing zugeordnet werden können.

Branchen- und Themen-ETFs 

Die einfachste Art und Weise, um aus einem ETF einen grünen ETF werden zu lassen, sind Branchen- und Themen-ETFs. Ein Beispiel dafür sind passive Fonds, die in Unternehmen investieren, die erneuerbare Energien erzeugen oder Ausrüstung und Technologie zu dieser Erzeugung bereitstellen.

Vier Stufen von nachhaltigen ETFs 

Neben den Branchen- und Themen-ETFs finden Anleger auch jede Menge grüne ETFs, die auf bekannten Indizes basieren.

Vom Prinzip ist die Konstruktion eines nachhaltigen ETFs immer gleich. Emittenten nehmen einen ETF wie den MSCI World als Basis und versehen ihn mit verschiedenen Ausschluss- und Filterkriterien, um anschließend nur die ausgewählten Unternehmen in das Produkt aufzunehmen. Die sprichwörtliche Spreu vom Weizen trennt sich jedoch, wenn man sich diese Kriterien genau betrachtet.

Filterkriterien für nachhaltige ETFs

ESG Screened ETFs bieten einen (schwachen) Nachhaltigkeitsfilter

Die erste, aber auch „schwächste“ Form eines nachhaltigen ETFs sind sogenannte Screened ETFs. Ein oder mehrere Kriterien dienen hier dazu, Unternehmen aus einem ETF auszuschließen. Meistens handelt es sich um kontroverse Geschäftsbereiche. Beispielsweise schließt der iShares MSCI World ESG Screened ETF Firmen aus, die Umsätze mit geächteten Waffen oder der Herstellung von Tabakprodukten und zivilen Schusswaffen machen. Für Umsätze aus der Förderung von Thermalkohle und Ölsanden sowie der Stromerzeugung mit Kohle gilt zudem eine Umsatzschwelle von 5 Prozent.
(Quelle: https://www.ishares.com/de/privatanleger/de/produkte/305418/ishares-msci-world-esg-screened-ucits-etf?switchLocale=y&siteEntryPassthrough=true)

Schon beim Betrachten der Zahl der inkludierten Unternehmen in diesem ETF stellt man fest, dass dieser Filter nicht allzu streng sein kann. Von rund 1650 Unternehmen aus dem MSCI World werden hier weniger als 200 ausgeschlossen. Für konventionelle Ölförderung, Nuklearenergie, die Rüstungsbranche, Gentechnik, Alkohol oder Glücksspiel gibt es hier beispielsweise keinerlei Regulierung. 

Bei Screened ETFs anderer Emittenten sieht es nicht viel anders aus. Deswegen richten sich Screened ETFs eher an institutionelle Investoren, die sehr nahe an ihrem Referenzindex bleiben müssen. Für ernsthaft an Nachhaltigkeit interessierte Anleger ist die Produktart dagegen eher ungeeignet.

ESG Enhanced ETFS: Schwacher zweistufiger Filter

Einen Schritt weiter gehen ESG-ETFs mit dem Zusatz „Enhanced“. Hier kommt erstmals ein zweistufiger Auswahlprozess zum Einsatz. Neben dem Ausschluss von inakzeptablen Geschäftsmodellen kommt eine Gewichtung nach einem ESG-Score hinzu.

Der MSCI ESG Enhanced Focus CTB ETF (z.B. von iShares mit der ISIN IE000T9EOCL3) schließt im ersten Schritt folgende Unternehmen aus 

  • Hersteller von zivilen Schusswaffen und Tabakprodukten
  • MSCI ESG Rating und Controversy Score
  • Verstoß gegen die zehn UN Global Compact Prinzipien
  • Hersteller von zivilen Schusswaffen und Tabakprodukten
  • Verbindung zu kontroversen und nuklearen Waffen
  • Umsätze aus Kohle, Ölsand, Tabakerzeugnissen sowie Vertrieb von zivilen Schusswaffen.

Die zweite Stufe gewichtet die übrig gebliebenen Unternehmen so, dass Treibhausgase gegenüber dem Elternindex um insgesamt 30 Prozent reduziert werden. Investitionen in fossile Energien werden aber dennoch getätigt.

Obwohl ESG Enhanced ETFs schon eine Filterstufe mehr einbauen, sind die Ausschlusskriterien immer noch nicht streng genug, um von einer Geldanlage mit einem starken Nachhaltigkeitsfokus sprechen zu können.

ESG Leaders ETF: Schwaches Best-in-Class

Eine weitere Familie von Indizes, die aus einem Elternindex die nachhaltigsten Unternehmen auswählen, sind die sogenannten ESG Leaders ETFs. Zu den Auswahl- und Filterkriterien von ESG Enhanced ETFs kommt noch ein nachgelagertes Best-in-Class-Prinzip hinzu.

Sämtliche Unternehmen, die nach den Filterkriterien übrig bleiben, werden nach ihrem ESG-Rating analysiert. Jene Firmen, die in den Kategorien Umwelt, Soziales und Gute Unternehmensführung die besten Ratings erzielen (Best-in-Class), bleiben im Index.

Viele ESG Leaders ETFs legen diese Schwelle allerdings sehr niedrig an – meist liegt sie bei 75 Prozent. Wenn also drei von vier Unternehmen als nachhaltig bewertet werden, sind sowohl der Begriff „Leaders“ als auch “Best in Class” etwas irreführend.

SRI ETFs: Strengste Kriterien für die Auswahl nachhaltiger Unternehmen

Am strengsten ist das Vorgehen bei ETFs mit der SRI-Kennzeichnung (SRI steht für Socially Responsible Investing). Bereits die Aussortierung von Unternehmen erfolgt deutlich rigoroser als bei den bisher vorgestellten Verfahren. Beispielsweise werden auch die Branchen Glücksspiel, Alkohol oder Pornografie ausgeschlossen. Zudem werden die Firmen auf Kontroversen wie Verstöße gegen internationale Abkommen geprüft. Ferner landen nur Unternehmen mit hohen ESG-Ratings in der Liste.

Ein strenger Best-in-Class-Ansatz wählt anschließend für die einzelnen Branchen die nachhaltigsten Unternehmen aus. Beim MSCI World SRI ETF liegt die Grenze bei 25 %, es werden also Branche für Branche die nachhaltigsten Firmen aufgenommen, bis jeweils eine Marktkapitalisierung von 25 % des Elternindex erreicht ist.

Während der MSCI World ESG Screened ETF über 1400 verschiedene Unternehmen enthält, investiert der MSCI World SRI nur in 400 Firmen, was die Ernsthaftigkeit des SRI-Ansatzes unterstreicht.

Weitere Varianten der SRI-ETFs legen noch ein Augenmerk auf den weitestgehenden Ausschluss von nicht nachhaltigen Energien. Beim SRI-S ETF gelten Umsatzschwellen für das Erzeugen von Strom aus Atomkraft (5 Prozent) oder Kohle (10 Prozent). Der SPDJ ESG Elite schließt diese fossile und Kernenergie sogar ganz aus.

Grüne Welt: Fonds-Vermögensverwaltung für ESG-ETFs

Bei der Vielzahl an verschiedenen Auswahl- und Filterkriterien von nachhaltigen ETFs fällt der Durchblick nicht immer leicht. Auch innerhalb der hier vorgestellten Kategorien gibt es teilweise erhebliche Unterschiede.

Die Grüne Welt ist eine Fonds-Vermögensverwaltung, die nur in die nachhaltigsten ETFs mit den strengsten Filtern investiert. Die zweite Charakteristik der Grünen Welt ist neben der reinen Auswahl renditestarker und nachhaltiger ETFs der sogenannte Schutzschirm. Diese regelbasierte Portfoliomanagement-Technik soll die Anleger vor schmerzhaften Verlusten bewahren, und funktioniert so: Wenn die Kriterien einen starken Kursrutsch wahrscheinlich machen, werden Aktien-ETFs gegen ETFs auf bonitätsstarke Anleihen getauscht, bis der Schutzschirm-Mechanismus wieder den Einstieg in Aktien nahelegt.

Mehr Informationen zu den Grüne-Welt-Produkten finden Sie hier.

Der Beitrag erschien auch bei DASInvestment