Das Börsenjahr 2022 war für die Anleger ein Jahr zum Vergessen. Anders als in sonstigen Bärenmarkt-Phasen gab es aber im Jahr 2022 auch kein Verstecken in Anlageklassen wie Anleihen oder Gold.

In diesem Beitrag blicken wir zurück auf das Börsenjahr 2022 und wie sich die Grüne Welt in diesem Sturm behauptet hat.

Marktrückblick 2022 – Eiskalte Stimmung bei Aktien und Anleihen

Im Börsenjahr 2022 blies den Anlegern ein kalter Wind ins Gesicht. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie waren noch nicht überwunden, da sah sich die Welt mit dem Ukraine-Krieg und der dadurch akut gewordenen Energiekrise einer völlig neuen Herausforderung gegenüber. Eine besondere Belastung stellten die auf dem Boden dieser Krisen in ungeahnte Höhen kletternden Inflationsraten dar. Um den starken Anstieg der Güterpreise zu bekämpfen, beendeten die Notenbanken sowohl in Europa als auch in den USA abrupt die jahrelang ultralockere Geldpolitik. Gerade dies sorgte für Katerstimmung an den Finanzmärkten.

Zweites Halbjahr bringt keine Besserung

Nach dem ersten Halbjahr 2022, für das an vielen Börsen rekordhohe Verluste verzeichnet wurden, folgte ein schwankungsreiches zweites Halbjahr, das unter dem Strich aber ebenfalls mit Verlusten endete. Heimische Anleger profitierten immerhin von der kräftigen Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro, wodurch die Verluste an den US-Aktienmärkten eingeengt wurden. Der DAX verlor im vergangenen Jahr 12,3% und befand sich damit im globalen Mittel: Der weltumspannende Aktienindex „MSCI All-Country World“ gab aus Sicht von Euro-Anlegern 13,4% ab.

Anleihen standen das gesamte Jahr über ebenfalls unter Druck, weil steigende Zinsen mit sinkenden Anleihenkursen einhergehen. So gaben die Kurse von Bundesanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit rund 20% nach, Staatsanleihen anderer Länder sowie Unternehmensanleihen verloren teilweise noch deutlicher.

Portfolioentwicklung und Anlagestrategie: Grüne Welt behauptet sich besser als weltweite Märkte

Bereits im November 2021 hatte unser Schutzschirm-System eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von Kursturbulenzen angezeigt. Konsequenterweise hatten wir daraufhin die Aktienquote um etwa zwei Drittel reduziert. In zwei Schritten fuhren wir sie im Jahr 2022 wieder nahe der maximal möglichen 50 % hoch: Einige Tage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine sah unser System die Zeit gekommen, die US-Aktien wieder ins Depot zu nehmen. Mitte Juni erhielten wir das gleiche Signal für Europa und kauften auch dort, zu deutlichen günstigeren Kursen als beim Verkauf, die Aktien-ETFs zurück.

Im zweiten Halbjahr zeigte unser Schutzschirm-System keine Handelssignale, so dass wir auch keine taktischen Transaktionen durchführten.

Die besondere Berücksichtigung ökologischer und sozialer Kriterien gehört natürlich zum Kern der „Grüne Welt“-Investitionsstrategie. Bei den Aktien-ETFs setzen wir unverändert auf die Kombination aus strengen Ausschlusskriterien mit einer anspruchsvollen Auswahl der nachhaltigsten Unternehmen jeder Branche („Best in Class“-Ansatz). Die Rückkäufe im März und Juni nahmen wir zum Anlass, in Europa und in den USA jeweils einen noch etwas strengeren ETF in Ihr Portfolio zu integrieren.

Von den beiden Anleihen-ETFs wendet einer einen ähnlichen Ansatz an wie die Aktien-ETFs, während der andere in Green Bonds investiert – was bedeutet, dass die investierten Gelder ausschließlich ökologisch sinnstiftende Aktivitäten von Unternehmen und Staaten finanzieren. Da Green Bonds meist eine längere Restlaufzeit haben, reagieren sie empfindlicher auf Zinsanstiege, wie wir sie in den vergangenen zwölf Monaten erlebt haben. Daher steht beim „Green Bond“-ETF ein kräftiges Minuszeichen zu Buche. Allerdings hatten wir seit Längerem die Gefahr steigender Zinsen gesehen und daher ein deutliches Übergewicht auf den anderen ETF gelegt, den wir bewusst mit sehr kurzen Restlaufzeiten ausgewählt haben. Diese Struktur hat die negative Entwicklung der Anleihenmärkte auf Ihr Depot deutlich gedämpft.

Festzuhalten bleibt, dass sich die „Grüne Welt“-Strategien im vergangenen Jahr vor allem dank unseres Schutzschirmes, aber auch wegen der beschriebenen Struktur des Anleiheteils deutlich besser behaupten konnten als die globalen Finanzmärkte. Zwar ließ sich ein Minus in der Jahresbilanz 2022 nicht vermeiden, aber im Vergleich zu den Verlusten an den weltweiten Aktien- und Anleihenmärkten konnten wir den Rückgang deutlich eingrenzen.

Marktausblick: Die Ungewissheit bleibt

Selten gingen die Investoren mit so viel Ungewissheit in ein neues Börsenjahr wie nun 2023. Die Energiekrise hat sich zwar etwas entspannt, ist aber noch nicht überwunden. Beim Krieg in der Ukraine gibt es keine Perspektive für ein baldiges Ende, dafür aber eine unabsehbare Zahl von Risiken, die sich von der Stabilität der Eurozone bis zum Taiwan-Konflikt erstrecken. Apropos China: Die politisch verständliche Idee, sich unabhängiger von Xis zunehmend erratischer Diktatur zu machen, treibt über teurere Lieferketten die Inflation weiter an. Aus all diesen Gründen rechnen viele Beobachter mit einer baldigen Rezession.

Andererseits: Es wäre nicht das erste Mal, sollte auf diese skeptischen Ausblicke ein gutes Börsenjahr folgen. Zuletzt hellten sich die Konjunkturaussichten auf, was die Börsen mit einer Jahresanfangsrallye belohnten. Da trifft es sich gut, dass die Grüne Welt voll investiert ins neue Jahr ging. Als diese Zeilen entstehen, liegen die „Grüne Welt 100“-Portfolion in der noch kurzen Jahreswertung bereits über 5% im Plus, die „Grüne Welt 50“-Portfolien 2023 über 3% im Plus und haben damit einen Teil des Vorjahresminus bereits wieder wettgemacht.

Wir werden das gesamte Jahr ruhig und pragmatisch anstreben, Chancen zu nutzen und Risiken auszuweichen. Ruhe und Geduld fordert derzeit auch die „Sustainable Finance“-Regulierung, die sowohl die Anleger als auch die Anbieter seit Neuestem vor fast unlösbare Dokumentations- und Informationsaufgaben stellt. Leider bremsen diese Vorgaben, die eigentlich die Nachhaltigkeitskomponente in der Geldanlage fördern sollten, derzeit die inhaltliche Weiterentwicklung grüner Geldanlagen aus. Wir bleiben aber zuversichtlich und verfolgen weiterhin sehr aufmerksam, was sich am Markt nachhaltiger ETFs tut und eine Bereicherung für die „Grüne Welt“-Strategien sein könnte.